Wasser
Zählerauslesung

Wenn Innovation dank erfolgreicher Stichprobe wirtschaftlich wird

Stichprobenprüfung, Fernauslesung, intelligente Alarme

Wasser- und Abwasserzweckverband (WAZV) „Nieplitztal“, Deutschland

Bereits 2015 hat der Wasser- und Abwasserzweckverbands (WAZV) "Nieplitztal" in Treuenbrietzen das 21. Jahrhundert in der Wasserwirtschaft eingeläutet und war in ganz Ostdeutschland damit Vorreiter. Nach einer Testphase hat der Wasserversorger seinen gesamten Zählerbestand sukzessive auf elektronische Ultraschall-Wasserzähler aus dem Hause Kamstrup umgestellt.  Insgesamt versorgt der WAZV „Nieplitztal“ rund 3.700 Haushalte mit zwei Wasserwerken und vier Druckerhöhungsstationen über ein 106 km langes Leitungsnetz.

Die wirtschaftliche Komponente hat die WWN Wasserwirtschaftsgesellschaft Nieplitztal mbH, die als Dienstleister für den Zweckverband tätig ist, schon bei der Anschaffung der elektronischen Zähler bedacht. Dank 16-jähriger Batterielebensdauer war geplant, die eingebauten Zähler MULTICAL® 21 nach sechs Jahren einem Stichprobenverfahren zu unterziehen. Investitionen dieser Größenordnung müssen abgewogen werden und am Ende entscheiden die Kosten. Trotz äußerst pessimistischer Annahmen werde die Rentabilität nach acht Jahren erreicht, ergab die Analyse des Verbandes in 2015. Ende 2021 wurden alle 2015 und 2016 verbauten Zähler einem Stichprobenverfahren unterzogen. Per Zufallsprinzip wurden nach der Vorgabe des Eichamtes 96 der insgesamt 1.460 Messgeräte ausgebaut und überprüft. „Dieses Verfahren von einer anerkannten Prüfstelle und unter Beteiligung des Eichamtes haben alle Zähler erfolgreich bestanden“, bestätigt Roland Meinusch, Geschäftsführer der WWN Wasserwirtschaftsgesellschaft Nieplitztal mbH. Das macht die Investition bereits wirtschaftlich, denn die Zähler können für weitere drei Jahre im Einsatz bleiben. Das Versorgungsunternehmen wurde in seiner Auswahl bestätigt, denn eines der geforderten Kriterien war die absolute Messgenauigkeit, die auch nach langjährigem Einsatz gegeben ist.

Ablesen war gestern, READy ist heute

Bereits 1999 / 2000 war der Wasserversorger fortschrittlich und hat die Ablesedaten direkt in ein Handheld-Gerät eingegeben, um Fehler in der Weiterverarbeitung der Daten zu vermeiden und effizienter zu sein.

Die Umstellung auf die Ultraschall-Wasserzähler und die Datenerfassung mittels Auslesesoftware READy war nochmals ein Quantensprung für den Versorger. Mit den modernen Ultraschall-Wasserzählern und READy benötigt ein Ableser nur noch einen Führerschein, ein Auto sowie ein Tablet mit dazugehöriger Software. Damit können die Daten zum Jahresende innerhalb weniger Stunden im Vorbeifahren zu 100 % fehlerfrei erfasst und übertragen werden. Der Zähler übermittelt Verbrauchsdaten, Umgebungs- sowie Wassertemperatur und Alarme bei Rohrbrüchen und Leckagen, Trockenstand sowie Rückfluss in Form von Infocodes.

Mehrwert von intelligenten Wasserzählern

Service für den Kunden

Um einen besseren Überblick über das Versorgungsgebiet zu haben und Kunden über Leckagen informieren zu können, erfolgt die Auslesung quartalsweise. Wichtig ist es dem Verband, mit Fingerspitzengefühl vor Kontaktaufnahme mit dem Kunden abzuwägen, ob beispielsweise eine Leckagemeldung über den „normalen“ Bereich hinausgeht. Wenn die Ursache nicht sofort vor Ort erkannt werden kann, können die Loggerdaten mit dem optischen Lesekopf ausgelesen werden, um die jeweilige Fehlermeldung besser nachvollziehen zu können.

Die Wasserwirtschaftsgesellschaft berichtet bereits von einigen Beispielen dankbarer Kunden, wo dank Leckagemeldungen größere Schäden verhindert werden konnten. Ein Verbraucher hat sogar über das Amtsblatt (Ausgabe 3/2016) den offiziellen Weg gesucht:

„Ich möchte mich auf diesem Wege beim Treuenbrietzener Wasser- und Abwasserverbandsmitglied bedanken. Ich hatte Mitte Januar Besuch eines Mitarbeiters, der mich auf einen erhöhten Wasserverbrauch oder sogar auf ein Leck in meiner Hausanlage aufmerksam machte. Da ich seit Mitte 2015 in der glücklichen Lage bin, eine digitale funkablesbare Wasseruhr zu haben, kam der Mitarbeiter durch eine Leckerkennung zu dem Schluss und informierte mich daraufhin umgehend. Ich konnte dadurch dem Problem auf die Spur kommen und fand heraus, dass mein Absperrhahn zur Gartenbewässerung defekt war. Dadurch sind mir ungeahnte Kosten erspart geblieben, denn ich hatte durch dieses Leck im Dezember schon ca. 10 m³ Mehrverbrauch.“

„Scheinbare“ Verluste im Netz

Ein weiteres Thema, bei dem der elektronische Wasserzähler rasch Abhilfe schaffte, waren sogenannte Netzverluste. Dabei handelt es sich in Treuenbrietzen um eine Diskrepanz zwischen eingespeister und „gezählter“ Menge. Zum einen basierten die Netzverluste auf dem Abrechnungszeitraum, da für die Monate Oktober bis Dezember Hochrechnungen aufgestellt wurden. Zum anderen lag die Hauptursache darin, dass viele Kleinstmengen in Hausanlagen durch den mechanischen Mehrstrahl-Flügelradzähler aufgrund seines Anlaufwertes von 10 l / h nicht erfasst wurden. Hingegen weist der MULTICAL® 21 eine äußerst hohe Messgenauigkeit bei einem Anlaufwert ab 1 l/h auf. Beispiele für diese „Schleichverluste“ sind tropfende Wasserhähne oder nicht gewartete Überdruckventile, was erfahrungsgemäß in jedem zehnten Haushalt vorkommt. Während diese Größen zuvor nicht erfasst werden konnten, wird mit dem Ultraschall-Messgerät vollständige Transparenz geschaffen.

Aufgrund der modernen Messtechnik, erfolgt eine gerechte Aufteilung der Kosten, da derjenige das Wasser bezahlt, der es auch entnommen hat. Unter anderem konnte durch die moderne Ultraschall-Technologie in den vergangenen sechs Jahren der Umsatz deutlich gesteigert werden.

„Während die Auslesung der mechanischen Zähler auf herkömmliche Weise mehrere Monate dauerte, ist das gesamte Versorgungsgebiet mittlerweile innerhalb von zwei Tagen abgeschlossen.“

David Schildhauer, Wassermeister

Passende Zählergröße

In der Praxis sind die Zähler häufig überdimensioniert, so war das in Treubrietzen auch bei den Mehrstrahl-Flügelradzählern der Fall. Mit dem Einsatz der Ultraschall-Zähler hat der Versorger um eine halbe Nummer zurückgeschraubt und setzt damit die passende und angemessene Zählerdimension ein. In der Praxis zeigt sich hier ein besseres Messergebnis im Qmin-Bereich bei gleichbleibender Versorgungsqualität.

Hygiene im Netz

Ein großes Thema ist für den Versorger der Rückfluss. Aus der Erfahrung weisen Rückflussverhinderungsventile nach sechs Jahren 10 % Fehlerhäufigkeit auf. In Verbindung mit Luftblasen im Hausnetz kann das gefährlich für das öffentliche Netz werden. In Treuenbrietzen herrscht normalerweise ein Druck von 3,5 bis 5,5 bar vor. Bei einem Stromausfall, der ungefähr alle zwei Jahre einmal vorkommt, sinkt der Netzdruck auf < 1 bar. Dank Rückflusserkennung der modernen Zähler konnten bereits nach einem Stromausfall die betroffenen Straßenzüge abgefahren und bei Häusern Rückflüsse festgestellt werden, die auf defekte Ventile zurückzuführen waren. Mittels Infocodes ist es sehr einfach, die betroffenen Parteien herauszufiltern und zu verständigen. Die Verantwortung liegt zwar beim Kunden, dieser kennt aber das Problem meistens nicht. Zuvor wusste man, dass es bestimmt Defekte gibt, nicht aber wo diese unter allen Anschlussnehmern zu finden sind.

Für den Versorger ist die Rückflussanzeige ein wichtiges und unerlässliches Instrument für die Sicherstellung der Trinkwasserhygiene.

Über das Projekt:

  • Pilotstart erfolgte 2012 mit 20 Ultraschall-Wasserzählern des Modells MULTICAL ®21
  • Mittlerweile sind 3.700 Hauswasserzähler und 600 Gartenzähler der Modelle MULTICAL®21 und flowIQ® 3100 im Einsatz
  • Erste Stichprobenprüfung wurde erfolgreich bestanden

Resümee nach sechs Jahren und Ausblick

Nach sechs Jahren gibt es einige Erfahrungswerte, die der Wasser- und Abwasserzweckverband (WAZV) „Nieplitztal“ nochmals zusammenfasst. Als großen Vorteil sieht der Versorger das frühzeitige Aufdecken von Leckagen. Im Falle eines Schadens haben die Endkunden eine einfache Abwicklung mit der Versicherung, da mithilfe des Datenloggers bei Bedarf die Daten ausgelesen werden können.

Speziell in der Pandemiesituation hat sich die kontaktlose Auslesung der Zähler mittels READy Drive-by bewährt. Dies bietet sowohl den Mitarbeitern als auch Kunden einen erhöhten Schutz, führt Schildhauer an.

Nach der guten Erfahrung mit dem Stichprobenverfahren werden in zwei Jahren die nächsten Zähler auf die Prüfbank geschickt. Mit der Eichfristverlängerung können die Kosten stabil gehalten werden. ”Während die Auslesung der mechanischen Zähler auf herkömmliche Weise mehrere Monate dauerte, ist das gesamte Versorgungsgebiet mittlerweile innerhalb von zwei Tagen abgeschlossen,“ erklärt Wassermeister David Schildhauer. Im besten Fall kann die Betriebszeit der Zähler auf 12 Jahre ausgeweitet werden, sieht die WWN Wasserwirtschaftsgesellschaft Nieplitztal mbH der Zukunft positiv entgegen.

Stand Februar
Stand Februar

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