Wärme
Energieeffizienz
Gesetzgebung

Beitrag erstellt am Freitag, 25. Oktober 2019 von Steen Schelle Jensen

Der Countdown beginnt

Der heutige 25. Oktober 2019 leitet den einjährigen Countdown ein, bis es Pflicht wird, dass alle installierten Energiezähler fernauslesbar sein müssen. Das ist eine Anforderung im Rahmen der überarbeiteten Energieeffizienz-Richtlinie (EED). Aus diesem Anlass scheint es passend, einen näheren Blick auf einige der zugrunde liegenden Gedanken und Details der EED zu werfen. Diese Richtlinie soll vor allem die Position der europäischen Energieverbraucher stärken. Gleichzeitig will ich die Gelegenheit nutzen, um nur einige der vielen Bereiche zu skizzieren, in denen regelmäßig erfasste Daten von elektronischen Zählern für Versorgungsunternehmen auf ihrem Weg zu digitalisierter Fernwärme auch zu einem echten Mehrwert führen.
Grundgedanken der EED

Die Europäische Union setzt sich entschieden für die Entwicklung eines nachhalten, wettbewerbsfähigen, sicheren und dekarbonisierten Energiesystems ein. Die Wärme- und Kälteversorgung von Gebäuden macht den größten Anteil am Energieverbrauch der Endnutzer aus. Sie stellt ungefähr 40 % des gesamten Energiebedarfs in der Europäischen Union dar. Infolgedessen wird das Erreichen der Energie- und Klimaziele der EU in hohem Maße durch ihre Maßnahmen zur Optimierung von Gebäudebetrieb und -nutzung beeinflusst. Klare und zeitnahe Informationen sowie Energieabrechnungen, die auf dem tatsächlichen Verbrauch basieren, stärken die Position der Verbraucher, eine aktive Rolle bei der Reduktion des Energiebedarfs für Wärme und Kälte zu übernehmen. Daher wurde 2018 die Energieeffizienz-Richtlinie (EED) als Teil des Clean Energy Package aktualisiert. Damit sollten unter anderem die anwendbaren Regeln für die Messung und Abrechnung von Wärme und Kälte präzisiert und verstärkt werden.

Das war eine natürliche Folge, da die Energieeffizienz in Gebäuden entscheidend ist, um das ehrgeizige Ziel der EU zu erreichen, bis 2030 Energieeinsparungen von mindestens 32,5 % zu realisieren. Das bisherige Ziel sind 20 % bis 2020.

Das bedeutet, dass ‚Endkunden‘ für Fernwärme, Fernkälte und Warmwasser nun fernauslesbare Zähler zur Verfügung stehen müssen, die den tatsächlichen Energieverbrauch genau wiedergeben. Gleichzeitig werden strengere Anforderungen für häufigere Abrechnungs- oder Verbrauchsinformationen eingeführt. Dabei wird der ‚Endkunde‘ als die Person definiert, die einen Vertrag mit dem Fernenergieanbieter abgeschlossen hat und entweder ein Einfamilienhaus, Mehrfamilienhaus oder Mehrzweckgebäude ist.

In Mehrfamilienhäusern und Mehrzweckgebäuden müssen individuelle Zähler installiert werden, um den Verbrauch von Wärme, Kälte oder Warmwasser der ‚Endnutzer‘ zu messen. Darunter versteht man Personen, die eine separate Einheit in einem Mehrfamilienhaus oder einem Mehrzweckgebäude bewohnen und keinen direkten oder individuellen Vertrag mit dem Energieanbieter geschlossen haben. Allerdings ist die individuelle Messung in diesen Gebäuden noch abhängig von der technischen Machbarkeit und Kosteneffizienz. Das bedeutet, beides muss in einem angemessenen Verhältnis zu den potenziellen Energieeinsparungen stehen. 

 

 

„Das bedeutet, dass ‚Endkunden‘ für Fernwärme, Fernkälte und Warmwasser nun fernauslesbare Zähler zur Verfügung stehen müssen, die den tatsächlichen Energieverbrauch genau wiedergeben“ 


Die allgemeinen Kriterien, Methodologien und/oder Verfahren, um die nicht gegebene technische Machbarkeit und Kosteneffizienz festzustellen, müssen von jedem Mitgliedsstaat klar dargelegt und veröffentlicht werden. Die Europäische Kommission lässt keine generellen Ausnahmen zu. In Fällen, in denen die Nutzung individueller Zähler technisch nicht machbar ist oder es nicht kosteneffizient ist, den Wärmeverbrauch in jeder Gebäudeeinheit zu messen, müssen individuelle Heizkostenverteiler verwendet werden, um den Wärmeverbrauch an jedem Heizkörper zu erfassen.

Die neue EED-Richtlinie wurde im Dezember 2018 erlassen und sieht folgenden Zeitplan vor:

1) Alle Zähler, die nach dem 25. Oktober 2020 installiert werden, müssen fernauslesbar sein.

2) Alle bereits vorhandenen Zähler müssen ab dem 1. Januar 2027 fernauslesbar sein.

Der Begriff ‘fernauslesbar’ wird als Fähigkeit definiert, den Zähler ohne physischen Zugang zu den Gebäuden auszulesen. Es kann sich hierbei um eine Walk-by-, Drive-by- oder Fixed-Network-Auslesung handeln. Die einzelnen Mitgliedsstaaten werden ihre eigene Definition festlegen müssen. Unabhängig von der Definition müssen aber für fernauslesbare Zähler dem Endkunden mindestens 12 Mal pro Jahr Verbrauchsinformationen zur Verfügung gestellt werden. Das sehen die neuen, strengeren Anforderungen für regelmäßige Abrechnungs- und Verbrauchsinformationen vor.

Klare Vorteile für Versorgungsunternehmen

Die neue Anforderung für fernauslesbare Zähler ist ein äußerst wichtiger Schritt zu einer stärkeren Digitalisierung der Fernwärmebranche. Damit soll eigentlich die Position der Endverbraucher gestärkt werden, indem ihnen monatliche Verbrauchsdaten zur Verfügung stehen. Es ergeben sich aber auch klare Vorteile für Versorgungsunternehmen, die bereit sind, den digitalen Wandel, der durch Smart Metering eingeleitet wird, anzunehmen.

Nach Installation der Zähler sind die Zusatzkosten für ein Versorgungsunternehmen, um täglich oder sogar stündlich Daten zu erfassen, minimal im Vergleich zum Mehrwert durch einen ganzheitlichen Digitalisierungsansatz für die gesamte Wertschöpfungskette. Drei Hauptbereiche zeichnen sich ab: täglicher Betrieb, Asset-Management und Einbindung der Endkunden.

Verbesserter täglicher Betrieb

Smart Metering stellt für Versorgungsunternehmen die Grundlage dar, um faktenorientierte Entscheidungen für den täglichen Betrieb zu treffen, der ihre Kernaufgaben, die Erzeugung und Verteilung von Fernwärme, umgibt.

Optimieren des Asset-Managements

Anders als theoretische Modelle können Versorgungsunternehmen dank regelmäßig erfasster Zählerdaten die Funktionsfähigkeit der unterirdischen Leitungen, die das Verteilnetz bilden, überwachen.

Dazu zählt die Optimierung der Erzeugung und Vorlauftemperatur, um das Limit besser auszureizen, sowie das Erkennen von Wärme- und Wasserverlusten im Verteilnetz. Zudem lassen sich Verbesserungspotenziale für das Energieverhalten von Gebäuden und das Verbraucherverhalten ermitteln, das die Gesamteffizienz des Systems beeinträchtigt. Dies ist auch von entscheidender Bedeutung, damit die richtigen Bedingungen und niedrigen Temperaturen herrschen, um mehr Abwärme und erneuerbare Energie zu integrieren.

Dadurch ist es möglich, vorhandene Assets effizienter zu nutzen und ihre Sanierung besser zu planen. Auf diese Weise können Versorgungsunternehmen möglicherweise einige der massiven Investitionen in diesem Bereich verschieben oder vermeiden. Wenn man imstande ist, die tatsächliche Netzwerklast und -kapazität mit den Designkriterien zu vergleichen, lässt sich zudem feststellen, wie gut beides aufeinander abgestimmt ist. Somit können Versorgungsunternehmen die Lebensdauer der aktuellen Infrastruktur verlängern sowie Umfang und Planung neuer Netzwerke optimieren, um eine teure Überdimensionierung zu vermeiden.

Stärkere Einbindung der Endkunden

Fernwärme wird manchmal als altmodisch, monopolistisch und fossilbasiert wahrgenommen. Ironischerweise entstammt diese falsche Vorstellung genau der gleichen Grundlage, die auch den großen Komfort und die hohe Effizienz ausmacht: ein System für alle, das zuverlässig und dabei praktisch unsichtbar ist. Folglich ist es unwahrscheinlich, dass der Zugriff auf Verbrauchsdaten alleine ausreicht, um wesentliche Verhaltensänderungen auszulösen.

Digitalisierung ist ein langer Weg

In einigen EU-Mitgliedsstaaten sind fernauslesbare Zähler und regelmäßige Datenerfassung bereits weitgehend Realität. Hier profitieren die Versorgungsunternehmen von den Vorteilen, die eine verstärkte Digitalisierung mit sich bringt. Andere Mitgliedsstaaten hingegen stehen erst am Beginn des digitalen Weges.

Wir bei Kamstrup bieten alles Notwendige – vom Zähler selbst über die Kommunikation, die eine effiziente Datenerfassung ermöglicht, bis hin zur Software, die eine problemlose Abrechnung und einen herausragenden Kundenservice erlaubt. Ebenfalls enthalten ist erweiterte Analytik, mit der sich die Daten von Versorgungsunternehmen effektiv einbinden und nutzen lassen. Wir können sogar die Verantwortung für den Betrieb ihres Zählerparks übernehmen. Somit können sie Ihre Zeit und Ressourcen ganz auf die Nutzung der erhaltenen Zählerdaten konzentrieren.

Wir erzielen seit vielen Jahren nachweisbare Ergebnisse. Noch wichtiger aber ist unser strategischer Fokus auf Innovation. Infolgedessen arbeiten 25 % unserer Belegschaft in der Produktentwicklung, darunter 20 Mitarbeiter, die sich speziell und ausschließlich der Analytik widmen. Dadurch wird sichergestellt, dass wir auch weiterhin den Nutzen maximieren, den unsere Kunden aus ihren Zählerdaten gewinnen.

Die Frage, die wir ihnen immer stellen, lautet deshalb: Wie sieht der nächste Schritt auf Ihrem Weg zu Smart Metering aus? 


 
Nehmen Sie an unserem kommenden Webinar teil!

Zusammen mit DBDH, Euroheat & Power, Viborg District Heating und FORESIGHT Climate & Energy laden wir Sie ein, am 28. Oktober um 13:00 MEZ dabei zu sein.
Das Panel wird über den Zusammenhang zwischen Digitalisierung und neuen Erkenntnissen einerseits und Kunden-Services, Energieeffizienz und Optimierungsmöglichkeiten andererseits diskutieren. Wir möchten Sie auch dazu einladen, sich während des Live-Webinars am Gespräch zu beteiligen. Erfahren Sie mehr über das Webinar hier.   

 
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